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Kommunikation über gemeinsame Themen: Vergil und die frühkaiserzeitliche Bilderwelt

Nur wenige Werke der antiken Literatur haben eine derart weitreichende und nachhaltige Rezeption erlebt wie die Äneis des „Rezeptionswunders“ Vergil, den T. S. Eliot als „the classic of all times“ bezeichnet hat. Dies gilt bereits für die frühe Kaiserzeit, in deren Literatur und Bilderwelt die enorme Strahlkraft der Äneis in vielfältiger Weise greifbar wird. In dem Seminar wollen wir uns dieses Phänomen in einer archäologisch-philologischen Doppelstrategie erschließen, wie sie sich bereits in bislang drei gemeinsamen Seminaren zu Ovids Werken als fruchtbar erwiesen hat: indem wir Texte und Bilder, mit ihrem jeweils eigenen Informationsgehalt, direkt aufeinandertreffen lassen und dabei nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden fragen.
Aus philologischer Sicht kommen Form- und Gattungsfragen ebenso zur Sprache wie die Figurengestaltung (Stichworte: Genre-, Helden- und Feindbilder) und die politische wie ästhetische Dimension (Sprache, Metrik, Rhetorik, Poetologie und Ideologie, Didaxe, Ekphrasis, Gleichnisse). Die intertextuelle Perspektive soll eine präzise Standortbestimmung der Vergilischen Epik zwischen den privilegierten Homerischen Architexten, den hellenistischen Zwischenstufen und den zahllosen lateinischen Epigonen ermöglichen.
Auch bei den Bildwerken (Rund- und Reliefplastik, Wandmalerei, diverse Gattungen der Kleinkunst) geht es darum, sie in ihren Eigengesetzlichkeiten und in ihren diversen Kontexten verstehbar zu machen. Wie, wo und warum wurden welche Figuren und Themen der Äneis zum Gegenstand bildlicher Darstellung gemacht? Die Analyse der betreffenden Bilder erfordert es daher, die thematische und motivische Vernetzung mit Darstellungen anderer Bildthemen ebenso zu prüfen wie die Anlehnung an Bildtraditionen und damit an bestehende Sehgewohnheiten.
Das gemeinsame Erkenntnisinteresse richtet sich vor allem auf den Aspekt der Kommunikation: In welchen Kontexten, mit welchen Absichten und in welchen Formen wurden Themen und Motive der Äneis in Texten und Bildern zu dem sinnstiftenden Zweck eingesetzt, mit Lesern, Hörern bzw. Betrachtern die Kommunikation über virulente Fragen der menschlichen Existenz zu eröffnen?