Brückensteine
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N/nachhaltiges Lernen – Fachlichkeit und Lehrerbildung

4. Tag der Brückensteine ermöglicht produktive Vernetzungen zwischen Schule und Universität


WillkommenBereits zum vierten Mal bot der Tag der Brückensteine an der LMU ein wichtiges Austauschforum für viele der an der Lehrerbildung Beteiligten. PD Dr. Sabine Anselm und ihr Team vom Projekt Brückensteine hatten die diesjährige Tagung in Zusammenarbeit mit dem Münchner Zentrum für Lehrerbildung erstmals als ganztägige Veranstaltung konzipiert, die sehr gut angenommen wurde: Mehr als 100 Teilnehmer/innen aus Universitäten, (Seminar)Schulen und weiteren Institutionen der Lehrerbildung wie dem ISB folgten am 12. Oktober mit großem Interesse den verschiedenen Vorträgen und Workshops.

 

Themen

Nachhaltigkeit und Fachlichkeit waren die thematischen Säulen der diesjährigen Tagung, die Prof. Klaus Zierer (Universität Augsburg) in seinem Einführungsvortrag „Nachhaltiges Lernen in Zeiten der Nachhaltigkeit“ beleuchtete. Während Prof. Zierer zunächst verschiedene Zugänge und Definitionen des Begriffs Nachhaltigkeit vorstellte, betonte er Vortrag Prof. Dr. Ziererin Bezug auf das nachhaltige Lernen die entscheidende Rolle der Lehrkraft.Alle – im Moment intensiv diskutierten – technischen und didaktischen Innovationen im Schulbetrieb blieben wirkungslos, wenn sie nicht von den entsprechenden Lehrpersonen mitgetragen würden, so lautete sein Plädoyer. Insofern seien Kompetenzen und Haltung der Lehrkräfte das entscheidende Kriterium, um neue Lernkonzepte an den Schulen nachhaltig zu verankern. Prof. Zierer machte weiterhin deutlich, dass die Bildung bzw. die Veränderung von (Wert-)Haltungen ein zeitintensiver Prozess sei, dem bereits innerhalb der Lehrerbildung der ersten und zweiten Phase ausreichend Raum gegeben werden solle.

Experten

In der anschließenden Expertenrunde wurde der Begriff des nachhaltigen Lernens aus Sicht der verschiedenen Fachdidaktiken diskutiert: Prof. Michele Barricelli (Geschichte), Prof. Markus Janka (alte Sprachen), Dr. Bastian Dewenter und PD Dr. Sabine Anselm (Deutsch) sowie Prof. Lütge und Prof. Thaler (Englisch) zeigten anhand ihrer Disziplinen, dass sich unter dem Begriff Nachhaltigkeit eine Vielzahl von bereits bestehenden fachdidaktischen Konzepten subsummieren lassen, wie zum Beispiel Werteorientierung (Latein und Deutsch), „global teaching“ Expertenrunde zum Thema Nachhaltigkeit(Englisch) oder Geschichtsbewusstsein (Geschichte). Besonders wurde von den Kollegen darauf hingewiesen, dass das angestrebte Ziel von nachhaltigem Lernen sich keinesfalls mit der beobachtbaren Tendenz zur Verkürzung von fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Inhalten in der Lehrerbildung verträgt. Die Frage, inwiefern Nachhaltigkeit zu strukturellen Änderungen in den traditionellen Fächerkanones führen kann, wurde von den Fachdidaktikern unterschiedlich beantwortet: generell seien die Fachlehrpläne auf Interdisziplinarität ausgerichtet, deren Realisierung bei der konkreten Unterrichtsplanung jedoch häufig an Grenzen stoße. Als Ergebnis des Gesprächs wollten die Expert/innen abschließend nachhaltiges Lernen durch die Beschäftigung mit neuen Themen und Transferlernen gekennzeichnet wissen und mahnten an, einen so umfassenden Begriff wie Nachhaltigkeit in der Lehrerbildung stets mit konkreten (fachdidaktischen) Konzepten zu verbinden.
Im Anschluss daran konnten sich die Teilnehmer anhand einer umfangreichen Posterausstellung über die verschiedensten Facetten und Weiterentwicklungen des Projekts Brückensteine informieren: Vom Netzwerk Musikunterricht, das sich um die Lehrerbildung im Fach Musik im Grundschulbereich kümmert, über die Verbindung von klassischen Sprachen und klassischer Archäologie bzw. von Geschichte und Kunstpädagogik (Geschichte plus) bis hin zum Projekt „Artensterben“ (Universität Siegen, Forschungsstelle Kulturökologie und Literaturdidaktik), Kommunikationswerkstatt und Diskursarena waren eine Vielzahl von Projekten zu sehen, die sich der interdisziplinären und phasenübergreifenden Lehrerbildung an der LMU verschrieben haben. Gleichzeitig bot die Mittagspause Raum und Gelegenheit zum individuellen Austausch der Teilnehmer/innen, was zugleich ein wichtiges Ziel der Veranstaltung war.

Workshops

Der Nachmittag gehörte dann einzelnen Workshops mit fachlichen Schwerpunkten: PD Dr. Claudia Schmidt (Universität Augsburg) erläuterte ihr Konzept der „Stoffgeschichten“, bei dem die Idee der Nachhaltigkeit anhand der Stoffherstellung aus verschiedenen Disziplinen beleuchtet wird. In einem weiteren Workshop stellten Lehrkäfte unter der Leitung von OStR Winfried Adam (LMU) Texte deutschsprachiger Gegenwartsliteratur und deren Behandlung Workshops am Nachmittagim Unterricht vor. StD Christian Plien (Stadthagen, Hannover) vermittelte in seinem Workshop, wie der kanonische Text Faust mit Hilfe moderner Medien schülernah und zugleich nachhaltig im Deutschunterricht behandelt werden kann. Eine Unterrichtsreihe zu den „Mutter-Tochter-Gesprächen“ des mittelalterlichen Autors Neidhart stand im Mittelpunkt des Workshops von Dr. Detlef Goller (Universität Bamberg). Mit nachhaltigem Englischunterricht anhand konkreter Materialien beschäftigte sich der Workshop von Prof. Engelbert Thaler (Universität Augsburg). Schließlich gab es noch ein Angebot für die Altphilologen von SteRef Michael Stiersdorfer (Regensburg), das aktuelle Fantasyliteratur im Lichte lateinischer Sprachverwendung betrachtete.

Abschließende Fishbowl-Diskussion

abschließende FishbowldiskussionMit einer gelungenen Fishbowl-Diskussion fand der vierte Tag der Brückensteine seinen Abschluss. Dabei wurde nochmals die zwingende Notwendigkeit eines intensiven Austausches zwischen Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Schulpraxis betont, um die Lehrerbildung im mehrfachen Sinn nachhaltig zu gestalten. Schule und Universität sollten in einen Dialog auf Augenhöhe eintreten: Während die Lehrerbildung in der ersten Phase eine „Rückspiegelung“ durch die schulische Praxis benötige, könne die Universität in gleicher Weise unverzichtbare Impulse für die zweite und dritte Phase der Lehrerbildung liefern. Insofern habe die Veranstaltung dazu beigetragen, diesen Prozess des wechselseitigen Austausches weiter zu intensivieren und zu befördern.
Eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe ist für Herbst 2017 geplant. Es wird ein Emailverteiler eingerichtet, der Informationen bereitstellt.

Winfried Adam